Gleichmacherei verteuert Versicherungen
Fragwürdige EU-Entscheidung verlangt ab Dezember einheitliche Versicherungsprämien
Wer schützt uns vor den EU- Beamten? Diese Frage stellt sich der Vorsorge- und Versicherungsexperte Markus Pluch. Bald wird er seinen männlichen Versicherungskunden klar machen müssen, dass die Prämien von Kranken-, Unfall- oder Risikoversicherungen teurer werden, weil die EU in der Risikobeurteilung zwischen Mann und Frau keinen Unterschied sehen möchte. Die Folge wird sein, dass Männer mehr zahlen werden müssen, aber Frauen nicht weniger – davon ist Pluch überzeugt.
Der Hintergrund
Frauen leben statistisch gesehen um rund fünf Jahre länger als Männer und nehmen daher aus dem Versicherungstopf auch mehr Leistungen in Anspruch. Dies darf sich nun aber ab 21.12.2012 nicht mehr in der Versicherungsprämie niederschlagen, sondern die Versicherungen müssen ab diesem Zeitpunkt unisex-Tarife – eben unabhängig vom Geschlecht – anbieten. Begründet wird das mit den EU-Gleichstellungsrichtlinien aus dem Jahr 2004. „Hier wird über das Ziel hinausgeschossen, weil Mann und Frau in der Risikobeurteilung nicht gleich sind. Männer leben risikoreicher und haben deshalb im Durchschnitt eine deutlich geringere Lebenserwartung. Das hat mit der Gleichbehandlung von Frau und Mann wohl wahrlich wenig zu tun“, wettert Markus Pluch und stimmt damit vielen seiner Kollegen, wie zum Beispiel Manfred Baumgartl, dem Vorsitzenden der Sektion Lebensversicherung im Versicherungsverband Österreich, zu.
Nur Nachteile
Obwohl die EU-Anti-Diskriminierungsrichtlinie die Differenzierung von Prämien und Leistungen nach Versicherungsmathematischen Faktoren zulassen, wenn z.B. statistische Erhebungen zeigen, dass Frauen und Männer sich unterschiedlich verhalten, sieht es die zuständige EuGH-Generalanwältin anders und legt den Gleichbehandlungsgrundsatz wohl zu streng aus – so die Vermutungen aus der Branche. Dabei wird die neue Regelung nur Verlierer haben. Pluch geht davon aus, dass die Versicherungen keine Mischsätze kalkulieren werden, sondern die Prämien nach oben angleichen werden. Die Männer werden also mehr zahlen und die Frauen gleich viel wie bisher. Was auch nicht ganz stimmt, denn bei der Kfz-Haftpflichtversicherung wurden von Versicherungen oft günstigere Frauentarife angeboten, weil Männer häufiger Unfälle bauen als Frauen. Damit ist nun auch Schluss und die Frauen werden mit höheren Prämien leben müssen.
Risikoausgleich wird unmöglich
Zum Wesen des Versicherungsgeschäftes gehört der Risikoausgleich. Ein solcher wird nun unmöglich, meint Pluch – zumindest wird er ungerechter. Frauen werden zukünftig für die größere Risikobereitschaft der Männer zahlen müssen und die Männer dafür, dass Frauen länger leben. Pluch vermisst einen Aufschrei der Politik, der Interessensvertretungen, aber auch der Frauenbewegungen – Männerbewegungen gibt es ja keine.
Rückfragehinweise:
Markus Pluch ist selbstständiger Versicherungsmakler und Spezialist für Vorsorgeprodukte.
Er hat u.a. eigene Vorsorgeprodukte wie das steuerschonende Savetax und auch einen Pensionsrechner für Ärzte entwickelt.
m.pluch@eccon.at
Foto: Markus Pluch/Privat